Sie versuchte sich seine Bewegungen genau einzuprägen, immerhin würde sie nun wohl nicht mehr viel davon zu sehen bekommen. Sie war zwar ein wenig Psycho, aber sie hatte keine Lust, sich es mit ihm komplett zu verscherzen, indem sie ihm weiter hinterher lief. Das schlimmste, was passieren konnte, war, dass er ihr sagte oder zeigte, dass er sie hasste und das wäre definitiv ihr Tod. Gern, hat mich auch sehr gefreut. Viel Erfolg noch bei deiner Mission, meinte sie lächelnd, auch wenn sich in ihr alles verkrampfte. Ob sie wohl noch weiter hätte mit ihm reden können, wenn sie nicht so sehr sie selbst gewesen wäre? Jetzt brachte es jedoch nichts mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Als er ihr die Hand ausstreckte, zögerte sie kurz, bevor sie sie schließlich ergriff und schüttelte. Sie war warm und wesentlich rauer und größer als ihre Hand. Schnell ließ sie seine Hand dann auch wieder los, immerhin hatte sie ihn schon genug verschreckt, da wollte sie es nicht noch schlimmer machen. Doch wenn sie ihn schon verstört hatte, konnte sie ihm wenigstens noch etwas geben, was ihn an sie und Iwagakure erinnerte, ob das gute oder schlechte Erinnerungen waren, das hatte sie nicht zu bestimmen. Ah, meinte sie und kramte eine Schriftrolle hervor, die sie öffnete und ein Blatt Papier hervorholte. Ich weiß, ich habe dir schon viel zugemutet und ich wäre dir auch nicht böse, wenn du es wegschmeißt, etwas traurig vielleicht, aber ich würde dir gern mein erstes Bild geben. Immerhin hattest du mich damals dazu inspiriert und nur dank dir habe ich mit dem Zeichnen angefangen. Es ist nicht gerade das beste Bild und ich weiß, du lebst für Kunst für den Moment, doch ich dachte, das Ganze kann nicht noch schlimmer werden, sie reichte ihm das Blatt, auf dem der abendliche Trainingsplatz Iwagakures zu sehen war, inmitten ein ungefähr neunjähriger Deidara, der gerade einen Shuriken auf ein Ziel warf. Sie erinnerte sich noch, wie sie damals total geknickt vom Training kam und auf diese Szenerie stieß, die sie sofort malen wollte. Alles andere schien nicht mehr wichtig zu sein und sie war zum ersten Mal bei einer Tätigkeit wirklich glücklich und erfüllt gewesen. Es war ziemlich verschmiert, da sie mit schwarzer Kohle gezeichnet hatte und Farbe hatte dieses Bild auch nicht, doch hatte es einen gewissen emotionalen Wert, den Deidara hoffentlich irgendwie zu schätzen wusste, immerhin war er auch in gewisser Weise ein Künstler, oder?

Habe ich gerade wirklich "noch einmal" gesagt? Wie dämlich bin ich eigentlich!?, schalt sie sich selbst. Anhand seiner Reaktion konnte sie annehmen, dass er sie für verrückt hielt. Als er ihr ein Autogramm anbot, sah sie ihn perplex an. Ich bin mehr Stalker als Groupie, aber ich denke, wenn ich ihm das sage, dann verschrecke ich ihn wohl vollkommen. Genauso wenn ich ihm sage, dass ich weiß, dass er gerade auf einer Mission ist. Warum war ich nur ich selbst?, dachte sie sich verzweifelt. Ist schon in Ordnung. Danke, dass du mit mir geredet hast, das hat mich sehr glücklich gemacht, bedankte sie sich bei ihm und lächelte ihn an. Ah, hier sind noch Sakura-Mochi. Die nette Frau aus dem Frozen-Ai hat mir welche geschenkt, nachdem sie mich verarztet hat, sie stellte die Schachtel auf den Boden vor ihm und stand auf, um sich ein paar Grashalme von den Knien zu klopfen.

"Das weiß ich doch", erwiderte sie, als er meinte, er sei kein Iwa-Ninja mehr. Natürlich wusste sie, dass er nicht mehr zu ihrem Dorf gehörte und wegen ihr auch nicht zurückkommen würde, sie war schusselig, aber nicht dämlich und naiv. Und das wollte sie auch gar nicht, es war ihr egal, ob er abtrünnig war oder nicht. Für sie war er immer noch so toll, vielleicht sogar noch toller als früher. Als er ihr dann tatsächlich durchs Haar wuschelte und sie mutig nannte, machte ihr Herz lauter Freudensprünge und sie fühlte sich so glücklich, wie noch nie in ihrem Leben. Er hat mich gelobt, er hat mich tatsächlich gelobt!, freute sie sich, für etwas, für das mich die anderen sicher ausgeschimpft hätten, das verpasste ihrer Freude nun doch einen kleinen Dämpfer. Dieser verflüchtigte sich sehr schnell jedoch wieder, als er ihr tatsächlich ein Reisbällchen reichte, scheinbar auch noch das letzte, welches sie zögerlich entgegennahm. Mit so viel Nettigkeit hatte sie gar nicht gerechnet, sie war schon fast vollkommen überfordert. "D-danke", meinte sie leise und mit hochroten Wangen. Als er ihr riet, dass sie einem Akatsuki in Zukunft besser aus dem Weg gehen sollte, wusste sie für einen Moment nicht wirklich, was sie sagen sollte. "Heißt das, dass ich dich nie wieder ansprechen darf?", fragte sie ihn und fühlte sich auf einmal so leer. "Den anderen will ich mich gar nicht nähern, aber dich nicht mehr sehen zu dürfen...Was soll ich denn mit meinem Leben anfangen?", es war kaum mehr als ein flüstern. Zehn Jahre lang war er für sie der Stern ihres Lebens und nun sollte sie ihn einfach so aufgeben? "Oh, tut mir leid. Das ist nicht dein Problem", meinte sie mit einem gezwungenen Lächeln. Vor heute hatte er noch nichts von ihrer Existenz gewusst, also konnte er auch nichts für ihre Probleme und sie sollte definitiv aufhören, ihn da mit reinzuziehen. "Darf ich dich noch einmal zeichnen?", fragte sie ihn leise. Deswegen war sie doch hergekommen. Um mit ihm zu sprechen und ihn zu zeichnen. Nicht mehr und nicht weniger. Sie hatte sich von ihren Gefühlen mitreißen lassen, hier in diesem Moment bei ihm zu sein, war das Glück ihres Lebens und damit war es dann auch schon verbraucht.

Ihr Herz machte einen Satz, als er das Hallo erwiderte und ihre Knie, die sich wie Pudding anfühlten, gaben nach, weshalb sie vor ihm zu Boden sank. Sie wollte sich wirklich zusammenreißen, aber es war so schwer, von nahem war er noch viel cooler. Als er fragte, ob sie sich kannten, schüttelte sie energisch den Kopf, um sich kurz darauf mit der Hand an eben diesen zu fassen, da ihr nun etwas schwindlig war. "Äh, nein. Wir kennen uns nicht. A-also ich kenne dich, aber du kennst mich nicht....das klingt merkwürdig, oder? Äh...", stammelte sie mit hochrotem Kopf und versuchte, ihn nicht anzusehen. Da hatte sie doch tatsächlich einmal die Möglichkeit mit ihm zu reden und dann bekam sie keinen sinnvollen Satz heraus. Sie atmete einmal tief ein und aus und versuchte sich zu beruhigen. "Nochmal von vorne. Ich heiße Kumiko Kagurazaka und bin ein Iwagakure-Ninja. Ich bin zwei Jahre jünger als du und bewundere dich schon seit ungefähr 10 Jahren, habe mich aber nie getraut dich anzusprechen, als du noch im Dorf warst und als ich mich getraut hätte, warst du weg, also bin ich dir hinterher und habe dich endlich gefunden", erklärte sie, immer noch hochrot im Gesicht und sah langsam zu ihm herauf, war ihr Blick vorher auf den Boden vor seinen Füßen gerichtet.

Auuuu, maulte sie, als sie sich wieder aufrichtete, nachdem sich ihre Lungen wieder mit Luft gefüllt hatten. Heute ist einfach nicht mein Tag, dachte sie sich und rieb sich die Stirn, auf der sich etwas heißes, nasses befand. Na wundervoll, ich blute. Ich sollte mein Stirnband vielleicht mal an der Stirn tragen, dachte sie sich und hielt sich die Hände an die blutende Stelle, während sie sich panisch nach Deidara umsah. Sie konnte nicht riskieren, ihn wieder zu verlieren, doch wollte sie auch nicht, dass er sie so sah. Erleichtert atmete sie auf, als sie ihn unter einem Baum sitzen sah. Nun hieß es, sich zu beeilen. Mit eiligen Schritten ging sie zu einem kleinen Laden, der anscheinend "Frozen Ai" hieß und als die ältere Dame sie sah, wurde sie ganz bleich. "Was ist denn mit dir passiert, Kind? Wurdest du angegriffen?", fragte sie sie und kam schnell hervor, um sich ihre Wunde anzusehen. "Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur hingefallen, zum zweiten Mal heute", erklärte sie der Frau. "Könnte ich bitte einen nassen Lappen und einen Spiegel bekommen, ich will jemanden für mich ganz wichtigen ansprechen, aber so wie ich jetzt aussehe, läuft er mir noch weg, was auch passieren würde, wenn ich zu lange warte", bat sie sie und sofort holte diese hinter dem Tresen einen Lappen und einen kleinen Spiegel hervor und gab sie ihr. "Hier, bitte sehr, mein Kind. Dann solltest du dich beeilen, eine verpasste Chance bereust du dein Leben lang. Außerdem wäre es gut, wenn du einen Begleiter hättest. Hier sind in letzter Zeit viele gefährliche Typen unterwegs, du musst gut auf dich aufpassen", meinte die ältere Dame und ging nach hinten in ihren Laden, um nach einer Weile mit einem großen Pflaster zurückzukommen. Kumiko hatte währenddessen ihre Platzwunde gesäubert und nahm dankbar das Pflaster entgegen, welches sie sich dann auf die Stirn klebte und mit ihren Haaren verdeckte. "Vielen Dank, sie sind wirklich meine Rettung", bedankte sie sich mit einem freundlichen Lächeln bei ihr. "Das mache ich doch gerne. Du erinnerst mich an ein Mädchen, welches vor einer Weile recht oft hier war, sie hatte ebenso helles Haar wie du und ein ehrliches Lächeln", meinte sie. "Hier hast du noch ein paar Sakura-Mochi für dich und deinen Angebeteten. Bezahlen nicht nötig. Ich wünsche dir alles Glück der Welt", mit diesen Worten, reichte sie ihr eine kleine Box, die mit Kirschblüten verziert war und scheuchte sie mit einem aufmunternden Blick hinfort. Kumiko verneigte sich tief vor der Dame und eilte dann zu dem Baum, an dem Deidara immer noch saß. Mit jedem Schritt schlug ihr Herz schneller und sie hoffte, dass sie einen gescheiten Ton herausbekommen würde. "H-Hallo", sprach sie ihn nun endlich an und ihre Stimme klang nur ein bisschen quietschig und unnatürlich, sie hatte schlimmeres erwartet.

Sie folgte ihm mit einigem Abstand und versteckte sich immer wieder hinter Gegenständen, weswegen einige Passanten sie sehr verwirrt oder schon fast verurteilend ansahen. Ja, sie stalkte den Typ, weil sie sich nicht traute, ihn anzusprechen. Na und!? Doch heute, heute würde sie sich endlich trauen...oder? Nun, da alles so zum greifen nah schien, bekam sie irgendwie kalte Füße. Was war, wenn er sie gar nicht leiden konnte? Oder sie abartig fand, weil sie ihn früher heimlich gemalt hatte? Oder sie bescheuert fand, da sie alles stehen und liegen gelassen hatte, um nur einmal mit ihm zu reden? Ich will nicht, dass er mich hasst..., dachte sie sich wehleidig und schlang die Arme um ihren Körper. Doch wenn ich ihn nicht anspreche, kann ich nicht wissen, ob er mich hasst und ich werde es mir mein Leben lang vorwerfen, überlegte sie weiter, atmete einmal tief ein und aus und lief los, um ihn einzuholen. Deida-, rief sie ihm zu, bevor sie sich zwei Meter hinter ihm ablegte.

Pain?, sie hatte von ihm gehört, ebenfalls ein S-Rang Nukenin und der Anführer von Akatsuki. War er etwa im Auftrag von Akatsuki unterwegs? Neugierig verfolgte sie die Unterhaltung weiter und lehnte sich noch ein wenig weiter aus der Baumkrone heraus, blieb aber immer noch unbemerkt. Eine Kiste? Was wohl darin ist?, fragte sie sich und fragte sich gleichzeitig auch, ob Deidara wusste, was darin war. Sie verharrte in ihrem Versteck, bis sowohl Deidara, der zuerst ging, als auch die zwei Männer außer Sichtweite waren und wollte gerade von dem Baum wieder herunterklettern, als sie ihr Gewicht falsch verlagerte und anstatt zu klettern, den Baum herunterfiel und auf dem Hintern landete. Autsch, maulte sie leise und stand langsam auf, um sich vorsichtig, mit schmerzverzerrtem Gesicht über ihren Zustand klar zu werden. Sie hatte Glück, dass sie nicht allzu hoch geklettert war, doch einen blauen Fleck würde sie vermutlich doch bekommen. Doch nun hieß es, Deidara hinterher, bevor sie ihn wieder verlor.

Sie malte vergnügt summend und versuchte alles so gut sie konnte einzufangen. Plötzlich hörte sie in der Ferne einige Stimmen und eine von ihnen kam ihr erschreckend vertraut vor. Das kann nicht sein, oder? Er ist hier!? Wo waren denn nur meine Gedanken?, schalt sie sich selbst und schlug sich sanft mit dem Handballen an den Kopf. Schnell baute sie ihr Equipment ab und verstaute es wieder in der Schriftrolle, bevor sie sich vorsichtig an den Ort von dem die Stimmen kamen anschlich. Die Bäume, die hier überall standen, waren ungemein hilfreich und schnell kletterte sie auf einen hinauf, um sich aus der Baumkrone heraus ein Bild der Situation machen zu können. Schon bald sah sie die Besitzer der Stimmen und ihr Herz schlug schneller, als sie die Statur Deidaras sah. Vor ihm standen zwei Männer, was sie wohl mit ihm zu tun hatten?

Hach, wie blöd. Ich habe ihn doch tatsächlich aus den Augen verloren, murrte sie und streckte sich dabei. Sie wusste gar nicht, wie lange sie schon hinter dem Nukenin her war, doch war sie fest entschlossen, ihn zu finden. Nur hoffte sie, dass sie sich dann auch traute, ihn anzusprechen. Sie blieb stehen und betrachtete die Szenerie, es war eigentlich wirklich schön hier. Die Sonne schien durch die Äste und reflektierte auf der Wasseroberfläche des Sees vor ihr. Ob ich ihn jetzt oder später finde, auf ein paar Tage kommt es doch bestimmt nicht an, aber diese Szenerie malen kann ich nur jetzt, dachte sie sich und holte aus einer Schriftrolle ein Stativ mit Leinwand und Farbe hervor und begann zu malen.