Ein überschaubares, aber gut besuchtes Restaurant mit Barbereich.
Der Name ist in großen, schwarzen Buchstaben an die Häuserwand über der Tür geschrieben und das letzte T ist mit einem hellblauen Schleifchen verziert.

Fröhlich summend wische ich mit einem Lappen über den Tresen. Es war ein ruhiger Tag, wie auch der Tag davor und auch der Tag davor, eigentlich war schon die ganze Woche nichts besonderes passiert. Einerseits schätze ich diese Ruhe, aber andererseits langweile ich mich auch zu Tode, wenn ich als Ninja nichts zu tun habe. Doch ist es besser so, als sich mit jemandem messen zu müssen, von dem ich genau weiß, dass ich keine Chance gegen ihn habe. Hey Kleine, bring mir bitte noch einen Sake!, rief ein älterer Herr mir zu. Er war hier öfter, fast schon ein Stammgast. Ich vermute, dass er sich hier vor seiner Frau versteckt, doch würde ich ihn niemals darauf ansprechen, das würde sich nicht gehören. "Kommt sofort!", erwidere ich vergnügt und hole eine Flasche Sake aus dem Schrank, um ihn dann zu dem Herr zu bringen. Danke Kleine, bedankt er sich mit einem Lächeln bei mir, welches ich gern erwidere, um dann zurück hinter die Bar zu gehen.

Ich betrat den Laden und sah mich um, es wirkte eigentlich wie ein ganz normaler Laden, was hatte es also mit der Schleife auf sich? Die Frage erübrigte sich, als ich das Mädchen hinter dem Tresen sah, das eine Schleife auf dem Kopf trug, die fast so groß war wie ihr Kopf. Ist das Mode? Oder zwingt die Besitzerin alle Mitarbeiter das zu tragen?, fragte ich mich im geheimen und setzte mich an die Bar.

Ich merke, wie jemand den Laden betritt und will schon freundlich grüßen, als ich erstarre. Wie war das mit Langeweile? Ich hätte es nicht heraufbeschwören sollen. In meinem hübschen, kleinen, unbedeutenden Laden steht ein abtrünniger Ninja aus Akatsuki und nicht nur irgendeiner, sondern ein verdammt starker, wenn mich mein Gefühl nicht täuscht und in diesen Dingen täuscht es mich nie. Was macht er hier? Will er nach Takigakure?, fiebrig überlege ich, was ich nun machen kann. Mein Verstand sagt mir, dass ich ihn davon abhalten muss, in mein Dorf zu gehen, da er dort schlimmen Schaden anrichten und meiner Familie schaden kann, aber gleichzeitig weiß ich auch, dass es absolut nichts bringt, mich ihm in den Weg zu stellen, außer den Tod. Ich habe zwar geschworen, Takigakure zu beschützen, aber so einen unnützen Tod will ich eigentlich nicht sterben. Vielleicht mache ich mir auch nur unnötig Gedanken, es steht doch gar nicht fest, dass er dorthin will, versuche ich mich selbst zu beruhigen. "Willkommen in meinem Restaurant, wie kann ich Ihnen helfen?", spreche ich ihn mit einem höflichen Lächeln an, als er sich an die Bar setzt.

Ihr Restaurant?, fragte ich erstaunt und ungläubig. Das konnte doch nicht ihr ernst sein. Sie sind doch höchstens 15, fügte ich hinzu und sah mir die angebliche Besitzerin des Ladens nochmal genauer an. Ihr Gesicht wirkte nicht älter als 15 und von ihrem Körperbau wollte ich gar nicht erst anfangen. Sie hatte einen sehr zierlichen und recht...unweiblichen Körper. Weibliche Reize schienen ihr vollkommen zu fehlen, so jemand konnte doch unmöglich schon alt genug sein, um ein Restaurant zu besitzen. Auch ihr Kleidungsstil wirkte keinesfalls erwachsen, sie hatte bestimmt nur einen Scherz gemacht, bestimmt.

Ich sehe ihn verdutzt an. Hat er mich gerade wirklich auf 15 geschätzt? Ich weiß nicht, ob ich mich beleidigt oder geehrt fühlen soll, doch als ich merke, wie er meinen Körper begutachtet, verschränke ich schnell mit einem rotschimmer auf den Wangen die Arme vor meiner Brust. "Ich bin 25 mein Herr", erkläre ich ihm mit einem gezwungenen Lächeln auf den Lippen. Jedem anderen hätte ich vermutlich eine Ohrfeige verpasst, aber ich weiß, dass das bei ihm keinesfalls gut für mich ausgehen kann, also beherrsche ich mich. "Wie kann ich Ihnen helfen?", frage ich erneut.

Ich hob meine Augenbrauen kaum merklich, als sie die Arme vor ihrer Brust verschränkte und noch ein wenig höher, als sie meinte, dass sie 25 sei, doch beließ ich es dabei, da ich mir sonst vermutlich eine Ohrfeige einfangen würde und auch, wenn ich einen guten Kampf schätzte, wäre es gegen sie voraussichtlich gar kein Kampf. Außerdem kam ich tatsächlich einfach nur hierher, um etwas zu trinken und zu essen und nicht zu kämpfen. "Ich hätte gerne etwas zu essen und einen Sake, bitte. Können Sie etwas empfehlen?", fragte ich Miss Schleife. Das würde nun mein Spitzname für sie werden, aussprechen würde ich ihn vermutlich nicht, doch insgeheim würde ich sie so nennen.

Ich bemerke, dass er die Augenbrauen bei meinem Alter etwas hebt, doch da er dazu nichts weiter sagt, werde ich dies auch nicht tun. Auch hat sich nun sein Blick auf meinen Kopf, beziehungsweise meinen Haarschmuck beschränkt, was mir absolut nichts ausmacht. "Sehr gerne der Herr", erwidere ich freundlich, als er Sake ordert und mich fragt, was ich empfehlen kann. Ich hole eine Karte hervor und lege sie vor ihm hin. "Alles von der Karte ist empfehlenswert, ich bereite alles mit frischen, qualitativ hochwertigen Zutaten selbst zu", erkläre ich ihm und lehne mich ein wenig vor, um die Karte kopfüber zu überfliegen. "Vermutlich würde ich heute den Krabbensalat mit grünen Nudeln empfehlen", füge ich hinzu und sehe auf, um festzustellen, dass ich viel näher an seinem Gesicht bin, als ich eigentlich wollte und mache mit geröteten Wangen und einem räuspern einen Schritt zurück.

Es fühlte sich irgendwie merkwürdig an, mit "der Herr" angesprochen zu werden. Ob sie wusste, wer ich war? Sie machte jedenfalls keinerlei Anzeichen dafür, dass sie es wusste. Ich nickte nur, während ich mir die Karte ansah, als sie mir erklärte, dass alles gut sei und sie es selbst mit sehr guten Zutaten zubereitete. Sie kochte also auch? War das nicht etwas viel für sie? Sie sah so zerbrechlich aus, was machte sie, wenn jemand randalieren sollte? Keiner der restlichen Gäste sah auch nur ansatzweise so aus, als könnte er ihr irgendwie helfen. Doch sollte ich aufhören, mir sorgen um sie zu machen, immerhin ist das nicht meine Aufgabe. Als ihre Stimme plötzlich etwas zu nah an meinen Ohren war, hob ich den Kopf, um festzustellen, dass sich ihr Gesicht nur wenige Zentimeter vor meinem befand. Ihre Wimpern waren unglaublich lang und ihre Haut so glatt und ebenmäßig, dass man fast meinen könnte, sie wäre eine Puppe. War sie vielleicht eine? Vielleicht kannte sie ja Sasori. Doch wäre es vermutlich unhöflich, sie danach zu fragen. Ihre Haare wirkten so weich und ich ertappte mich dabei, wie ich tatsächlich meine Hand danach ausstrecken wollte, doch hielt ich mich sofort davon ab. Dies war anscheinend die richtige Reaktion, denn als sie bemerkte, wie nah sie mir war, sprang sie regelrecht einen großen Schritt nach hinten. Natürlich war es ihr unangenehm, jemandem mit einem solchen Aussehen nahe zu sein. Doch warum interessierte es mich? "Dann nehme ich den Krabbensalat, bitte", gab ich meine Bestellung auf.

"Kommt sofort", meine ich freundlich lächelnd, stelle ihm noch die Flasche Sake und eine Schale hin und versuche, mein Herzklopfen loszuwerden, während ich in die Küche gehe. Was ist nur los mit mir? Er ist ein gefährlicher Abtrünniger, ich sollte bei ihm kein Herzklopfen haben, oder?, denke ich, während ich alles zubereite. Ich bin vermutlich einfach nicht oft genug in der direkten Nähe von Männern, da kann es doch mal passieren, dass man nervös wird. So ist es bestimmt, versuche ich mich zu beruhigen. Einfach aufs Kochen konzentrieren, sage ich wie ein Mantra auf und blende alles andere aus, bis ich endlich fertig bin und den Krabbensalat mit grünen Nudeln hübsch anrichte. Das ist mir heute wirklich gut gelungen, noch besser als sonst und ich bin schon ein wenig stolz auf mich. Aber eigentlich ich will nicht zurück zu dem Akatsukininja, der mich verwirrt, doch hab ich nicht das Recht, mich so anzustellen. Also, auf in den Kampf, denke ich mir, atme tief ein und aus, bevor ich wieder zurück zu meiner Kundschaft gehe. "Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit, ich hoffe, es schmeckt Ihnen", meine ich lächelnd, während ich ihm den Teller mit dem Essen, sowie Messer, Löffel und Gabel hinstelle und -lege.

Ich nickte, als sie meinte, dass das Essen sofort kommen würde und bedankte mich, als sie die Flasche Sake und die dafür passende Schale auf den Tisch stellte. Trotz der Tatsache, dass ich wusste, dass es mir vollkommen egal sein sollte, was Miss Schleife von mir dachte, beschäftigte es mich trotzdem und ich kippte eine Schale Sake herunter. Vermutlich nicht die schlauste Lösung, vor allem nicht auf leeren Magen, doch hatte ich keine Lust darüber nachzudenken und alles im Alkohol zu ertränken, war wesentlich einfacher. Als sie dann mit meinem Essen zurückkam, war die Flasche schon halbleer. "Vielen Dank", bedankte ich mich bei ihr und hoffte, dass man mir noch nicht anmerkte, wie viel ich getrunken hatte. Ich fing an zu essen und war schon etwas erstaunt, wie gut das Essen schmeckte. Sie schien sich wirklich anzustrengen. "Das schmeckt wirklich lecker", meinte ich zu ihr. "Wie lange leiten Sie dieses Restaurant schon?", fragte ich sie und trank noch einen Schluck Sake.

Es ist schon ein wenig merkwürdig, wie höflich er redet, wenn man bedenkt, dass er doch ein Nukenin ist, denke ich mir, als er sich bei mir bedankt, was ich mit einem höflichen Lächeln erwidere. Ich fange an, ein paar Gläser abzuwischen, mehr ein Zeitvertreib als wirklich nötig und beobachte ihn möglichst unauffällig, als er anfängt zu essen. Es ist mir wichtig, dass meine Kunden zufrieden sind, egal wer sie sind. Als er dann sagt, dass es wirklich lecker schmeckt, freue ich mich sehr. Vielen Dank, das hört man gerne, meine ich zufrieden lächelnd. Auf die Frage, wie lange ich das Restaurant schon leite, antworte ich erst nach einer kurzen Weile. Es fühlt sich immer noch so an, als wäre es gestern gewesen, dass ich hierhergekommen bin und das Ganze aufgebaut habe. So ungefähr fünf Jahre, auch wenn es sich wirklich nicht so lange anfühlt, antworte ich ehrlich.

Ich bemerkte, dass sie mich beim essen beobachtete und wusste nicht genau, was ich davon halten sollte. War es wegen meinem Aussehen? Wegen meiner Haifisch-zähne? Oder beobachtete sie einfach jeden? In beiden Fällen gefiel es mir nicht, doch als sie sich dann so freute, als ich ihr Essen lobte, verging mir der Wunsch ihr zu verbieten mich so anzusehen. Ich wurde definitiv zu weich. Wenn ich nicht aufpasste, wurde ich noch wie Itachi mit seinem Anbu-Mädchen. Daran wollte ich gar nicht erst denken. Instinktiv verzog ich das Gesicht, während ich weiter aß. Fünf Jahre?, hakte ich etwas ungläubig noch einmal nach. Ganz alleine?, fügte ich noch hinzu, bevor ich erneut ein Schälchen Sake herunterkippte. Dieser machte sich nun langsam, aber sicher auch bemerkbar.